Ich erlebe immer wieder, dass meine Seminarteilnehmer und Seminarteilnehmerinnen Angst vor dem Scheitern haben. Diese Angst lähmt sie und sie wissen immer gar nicht, wie sie diese lähmende Angst loswerden können.

Und da kann ich immer reden und reden, meistens hilft es mehr mit den Pferden zu arbeiten, und körperlich die Veränderung auch wirklich zu spüren.

Ich kann dir jetzt hier durch meine Internetleitung leider kein Pferd zur Verfügung stellen. Aber ich habe dir eine Geschichte mitgebracht, die dir vielleicht einen neuen Ansatz geben wird für deine Ängste:

Der Wind blies ihnen eisige Flocken ins Gesicht. Der Boden war fest gefroren und der Schnee darüber knirschte mit jedem Schritt. Die zehn Männer waren auf dem Weg durch die Berge. Heimwärts. Alle zehn waren blind und halfen sich so gut wie sie eben konnten durch den schmalen Bergpass. Aber ihre Beine zitterten vor Angst. Jeder Schritt war ein Schritt ins Ungewisse. Und auch wenn sie den Weg kannten, so wussten sie doch um seine Gefahren und manch lauernden Abgrund.

Die Hälfte des Weges lag bereits hinter ihnen, da stolperte der Mann an der Spitze ihrer Zehnerschaft und stürzte ab.

Die anderen neun waren starr vor Schreck und schrien verzweifelt: „Um Himmels Willen! Was für ein Unglück!“ Da hörten sie die Stimme ihres Kollegen ein paar Meter tiefer: „Habt keine Angst. Ich habe mir nichts getan. Es geht mir jetzt sogar viel besser! Denn ich fürchte mich nicht mehr.

Bevor ich fiel, dachte ich: Was tue ich nur, wenn ich abstürze? Deshalb litt ich fürchterliche Angst. Nun aber bin ich ganz ruhig. Wenn auch ihr eure Angst ablegen wollt, stürzt euch zu mir hinunter!“

Die Geschichte stammt aus Japan, aus dem frühen 18. Jahrhundert und dem Buch Hagakure. Der Weg des Samurai. Darin sammelte der zum Einsiedlermönch konvertierte ehemalige Samurai Tsunetomo Yamamoto rund 1300 Weisheiten, Lektionen und Anekdoten aus seiner Epoche.

Die meisten beschäftigen sich damit, Ängste und Widerstände zu überwinden. Ob sich diese Geschichte tatsächlich so zugetragen hat oder nur eine Erzählung ist, weiß man nicht. Aber sie dokumentiert anschaulich das Wesen der Angst und wie man sie überwindet.

Entscheidungen zu treffen, ist immer ein Weg ins Ungewisse, manchmal sogar ein blinder Schritt. Was uns lähmt, ist nicht die Angst vor dem nächsten Schritt, sondern vor dem unbekannten Abgrund, dem Sturz, dem Risiko des Misserfolgs. Dieser Abgrund sieht in der Phantasie oft viel größer aus als er in Wahrheit ist. Darum ist es gut, trotz weicher Knie, beherzt weiterzugehen. Wer dann wirklich fällt, merkt häufig wie unnütz die Sorge vorher war. Ein Sturz ab und an kann eine heilsame Sache sein.

Oder wie Yamamoto schrieb: „Wenn du in eine missliche oder schwierige Lage gerätst, reicht es nicht, zu behaupten, dass du keine Angst hast. Überwinde deine Angst und stürme tapfer und freudig voran!”

Das möchte ich dir gerade zum Beginn des Jahres mitgeben.