Trauerarbeit mit Pferden: Warum unser Herz einfach schlägt, während wir Menschen an unserem eigenen Weiterlaufen zerbrechen
Trauerarbeit mit Pferden beginnt an einem Ort, an dem Worte kaum noch Bedeutung haben, weil der Körper längst aufgehört hat, ihnen zuzuhören. Für das Herz ist das Leben simpel, fast radikal klar. Es schlägt, weil es schlagen soll, weil dieser Rhythmus sein einziger Auftrag ist, eine biologische Konstante, die weder diskutiert noch bewertet wird. Es zweifelt nicht. Es wird nicht still vor Angst. Es setzt keine Maske auf. Es schlägt – und wenn es nicht mehr kann, hört es auf. Diese Brutalität, diese Klarheit, diese Ehrlichkeit ist etwas, das wir Menschen im Laufe unseres Lebens verlieren. Während das Herz seinem einzigen Auftrag folgt, versuchen wir, gleichzeitig zu funktionieren, zu leisten, zu kompensieren, zu kontrollieren, zu verbergen und nach außen hin ein Bild zu halten, das nicht selten im Widerspruch zu unserem inneren Zustand steht.
Genau darin liegt die Tragik der Trauer: Sie entzieht uns die Kraft zu funktionieren, und trotzdem tun wir es weiter. Wir kämpfen uns durch Tage, an denen wir längst anhalten müssten. Wir lächeln, obwohl wir leer sind. Wir reden, obwohl wir keine Worte mehr haben. Wir erklären anderen, dass alles gut ist, obwohl unser eigenes Inneres längst flüstert: „Stopp. Atme. Hör endlich hin.“ Dieses Flüstern ist ein neurologisches Signal, ein Zusammenziehen des Nervensystems, ein Verlust an Kapazität, der in der Polyvagal-Theorie beschrieben wird: der Moment, in dem der Körper vom Kampf in die Erstarrung fällt. Und genau dort setzt Trauerarbeit mit Pferden an – in diesem Zwischenraum, in dem die eigene Kraft bricht und etwas im Menschen offen wird, das oft jahrelang verschlossen war.
Warum Trauer uns den Boden entzieht – und wie Pferde genau dort wirken, wo Worte nicht mehr greifen
Trauer ist kein Zustand, den man mental „versteht“. Sie ist ein neurobiologischer Prozess, der tief in den Körper greift. Studien aus der Trauerforschung zeigen, dass Verlustreaktionen fast identisch verarbeitet werden wie körperlicher Schmerz. Das Gehirn unterscheidet nicht zwischen einem gebrochenen Arm und einem gebrochenen Herzen. Die gleichen neuronalen Netzwerke im anterioren cingulären Cortex werden aktiviert. Genau deshalb fühlt Trauer sich körperlich an: als Druck, als Kloß im Hals, als Atemnot, als Enge, als Schwere im Brustkorb. Viele Menschen versuchen jedoch, Trauer ausschließlich mental zu lösen. Sie reden darüber, analysieren sie, versuchen, sie rational zu ordnen.
Trauerarbeit mit Pferden funktioniert völlig anders. Pferde reagieren nicht auf das, was jemand sagt, sondern auf das, was der Körper nicht mehr verbergen kann. Sie nehmen feine Veränderungen in Muskeltonus, Atemrhythmus und Herzfrequenz wahr. Pferde können laut Forschung Herzfrequenzvariabilität synchronisieren. Das bedeutet, sie beeinflussen unbewusst den Stresspegel des Menschen, indem sie eine nervliche Co-Regulation anbieten, wie sie normalerweise nur in sicheren Bindungen zwischen Menschen entsteht.
Bei Trauer ist genau diese Co-Regulation gestört. Der Mensch verliert Orientierung, Halt und innere Stabilität. Und plötzlich steht da ein Pferd, das ohne Erwartung, ohne Bewertung und ohne Sprache eine Form von Präsenz anbietet, die therapeutisch tiefer wirkt als viele Worte. In Trauerarbeit mit Pferden entsteht ein Raum, der nicht fordert, nicht drängt, nicht überfordert – ein Raum, der es erlaubt, dass Trauer endlich da sein darf. Nicht als Schwäche, sondern als Ausdruck von Bindung, Liebe und menschlicher Tiefe.
Die stille Kraft der Pferde: Was sie in der Trauerarbeit leisten, wenn Menschen längst nicht mehr können
Wenn ein Mensch trauert, verliert er häufig den Zugang zu seinem eigenen Körper. Die Sensoren für Überforderung, Schmerz, Erschöpfung sind ausgeschaltet oder überladen. Pferde besitzen eine außergewöhnliche Fähigkeit, diesen Zugang wieder zu öffnen. Nicht, indem sie „heilen“, sondern indem sie eine Situation schaffen, in der Heilung möglich wird. Wissenschaftlich betrachtet reagieren Pferde auf Mikrospannungen und unbewusste Signale im Körper des Menschen. Ein Mensch in Trauer atmet flacher, hält seinen Körper fest, zeigt unmerkliche Schutzreaktionen im Brustkorb und Bauchraum. Pferde lesen das instinktiv. Sie kommen näher, wenn der Mensch innerlich zu schnell wird.
Sie bleiben stehen, wenn der Mensch innerlich gestresst ist. Sie gehen weg, wenn der Mensch sich abschneidet. Dieses Verhalten ist kein „Spiegeln“, es ist eine Reaktion auf Stress- und Sicherheitszustände – ein Zusammenspiel von Nervensystem zu Nervensystem. In der Trauerarbeit mit Pferden entsteht dadurch ein Moment, der in klassischen therapeutischen Settings selten erreicht wird: Die Begegnung zwischen Mensch und Pferd zwingt den Körper des Menschen dazu, wieder zu fühlen. Nicht dramatisch, nicht konfrontativ, sondern im eigenen Tempo, im eigenen Rhythmus, im Einklang mit dem Tier, das sowohl Ruhe als auch Wahrheit verkörpert. Das Pferd macht Trauer sichtbar, weil es auf alles reagiert, was echt ist – und Trauer ist einer der ehrlichsten Zustände, die ein Mensch erleben kann. Pferde halten diesen Zustand aus, ohne sich abzuwenden, ohne überfordert zu sein, ohne etwas „retten“ zu wollen. Das macht ihre Wirkung so tief.
Warum Coaches in der Trauerarbeit mit Pferden ihre eigene Trauer kennen müssen
Wer Trauerarbeit mit Pferden begleitet, trägt eine enorme Verantwortung. Ein Coach, der selbst nie durch seine eigene Trauer gegangen ist, wird in der Tiefe des Prozesses untergehen oder unbewusst ausweichen. Pferde spüren sofort, wenn ein Coach innerlich nicht präsent ist. Sie spüren, wenn er versucht, zu „funktionieren“, professionell zu wirken, stark zu sein, etwas zu kontrollieren. Sie spüren die Unsicherheit, die Unruhe, die Überforderung.
Und genau dort verliert die Trauerarbeit ihre Sicherheit. Ein Coach, der seine eigene Trauer verarbeitet hat, ist nicht perfekt, aber wahr. Er kennt die Enge in der Brust, die Verzweiflung, die körperliche Schwere, die Stille, die Leere. Er weiß, wie sich Trauer anfühlt, wenn der Atem nicht durchgeht. Er weiß, wie weh Verlust tut. Diese Erfahrung befähigt ihn, mitfühlend und gleichzeitig klar zu bleiben. Fachlich gesehen braucht ein Coach in der Trauerarbeit ein Verständnis für Trauerphasen, neurologische Grundmechanismen, Traumareaktionen und die Fähigkeit, Grenzen zu setzen. Menschlich braucht er Mut, Stille auszuhalten, nicht zu retten, nicht zu überlagern, nicht wegzugehen. Pferde nehmen nur Coaches ernst, die diese innere Reife besitzen – und nur dann entsteht ein sicherer Raum, in dem Trauer wirklich bearbeitet werden kann.
Was Pferde uns in der Trauer lehren: Aufhören ist kein Zerbrechen, sondern ein Überleben
Trauer bringt Menschen an die Grenze ihrer Belastbarkeit. Sie raubt Energie, Aufmerksamkeit, Schlaf, Konzentration, Kraft. Und trotzdem laufen wir weiter. Wir spielen Rollen. Wir funktionieren. Wir halten Gespräche, Termine, Verantwortungen und Pflichten aufrecht. Das Herz dagegen ist ein Meister der Klarheit: Es hört einfach auf, wenn es nicht mehr kann. Dieser biologische Realismus ist brutal – aber er ist wahr. Pferde leben nach einem ähnlichen Prinzip. Sie übergehen ihre Grenzen nicht. Sie stoppen, wenn etwas nicht stimmt. Sie legen sich hin, wenn sie erschöpft sind. Sie verlassen Situationen, die ihnen zu viel werden. Sie handeln nach innerer Wahrheit, nicht nach äußerem Druck. Und genau das fehlt vielen Menschen in der Trauer.
Trauerarbeit mit Pferden erinnert uns daran, dass Weiterlaufen kein Zeichen von Stärke ist, sondern eine Form des inneren Überlebensmodus. Ein Pferd zeigt uns nicht, wie wir „stark“ werden. Es zeigt uns, wie wir ehrlich werden. Es zeigt uns, wie man wieder auf den eigenen Rhythmus hört. Es zeigt uns, dass es Momente gibt, in denen man stehen bleibt, bevor man wieder gehen kann. Diese Erkenntnis ist tief und gleichzeitig befreiend. Sie hat nichts mit Psychologie auf Papier zu tun, sondern mit der realen Erfahrung, neben einem Tier zu stehen, das uns erlaubt, endlich aufzuhören – und genau deshalb wieder anfangen zu können.
Trauerarbeit mit Pferden als persönlicher Weg und warum ich diesen Bereich so klar begleite
Ich habe Menschen in vielen Phasen begleitet: Abschied, Verlust, Neuanfang, Zerbruch, Orientierungslosigkeit. Und ich kenne Trauer aus eigener Erfahrung – nicht nur als Coach, sondern als Mensch, der selbst durch Phasen gegangen ist, in denen das Herz zwar weitergeschlagen hat, aber der Rest des Lebens stillstand.
Pferde haben mir in dieser Zeit etwas gezeigt, das keine Methode der Welt ersetzen kann: Dass man nicht heilen muss, um wieder zu leben.
Man muss fühlen. Man muss aufhören, gegen den eigenen Körper anzukämpfen. Man muss bereit sein, wieder da zu sein.
Diese Erfahrungen fließen in meine Arbeit ein – in mein Buch Undressierte Seelen, das Menschen den Weg zurück zu sich selbst zeigt, und in meine Ausbildung zu MindMirror®-Coach, die Ende November auf der Schwäbischen Alb stattfindet und in der auch Trauerarbeit mit Pferden ihren festen Platz hat.
Dort lernen Menschen, wie man Trauer sicher, klar, wirkungsvoll und verantwortungsvoll begleitet – mit Pferden, die in dieser Arbeit nicht Heiler, sondern Wegweiser sind.
Trauerarbeit mit Pferden ist eine körperbasierte, tiergestützte Begleitung, bei der Pferde die emotionalen, neurologischen und körperlichen Prozesse eines trauernden Menschen wahrnehmbar machen. Sie funktioniert nicht über Sprache, sondern über Präsenz, Nervensystem-Regulation, Atemrhythmus und die Fähigkeit des Pferdes, feine Anspannungen und Schutzreflexe zu erkennen.
Warum helfen Pferde in der Trauerarbeit so tief?
Pferde reagieren nicht auf Worte, sondern auf das, was im Körper noch ungelöst ist. Wissenschaftlich belegt ist, dass Pferde Stresssignale, Herzfrequenzveränderungen und Spannung im Menschen wahrnehmen. Diese Resonanz wirkt beruhigend, regulierend und löst innere Verkrampfungen, die oft durch Trauer entstehen.
Ist Trauerarbeit mit Pferden sicher?
Ja, wenn sie professionell durchgeführt wird. Ein qualifizierter Coach sorgt dafür, dass der Mensch emotional stabil begleitet wird und dass das Pferd in seiner Rolle geschützt bleibt. Die Arbeit erfolgt ohne Druck, ohne Anforderungen und nur in dem Tempo, das für Mensch und Pferd passend ist.
Brauche ich Erfahrung mit Pferden, um Trauerarbeit mit Pferden zu nutzen?
Nein. Die Arbeit findet bei Franziska Müller ausschließlich am Boden statt, ohne Reiten, ohne sportliche Anforderungen. Wichtig ist nur die Bereitschaft, sich einzulassen, zu spüren, zu atmen und den eigenen Prozess zulassen zu können.
Was ist die Rolle des Coaches bei der Trauerarbeit mit Pferden?
Der Coach hält den Raum, sorgt für emotionale Sicherheit und führt durch den Prozess, ohne zu „drängen“ oder zu analysieren. Fachlich bringt der Coach Wissen über Trauerphasen, Trauma, Nervensystem und tiergestützte Intervention mit. Persönlich braucht er eigene Erfahrung mit Trauer, um nicht auszuweichen oder unbewusst abzublocken.
Kann ein Coach Trauerarbeit begleiten, wenn er selbst nie Trauer erlebt hat?
Theoretisch ja, praktisch nicht sinnvoll. Trauer ist ein Zustand, der gefühlt werden muss, um ihn begleiten zu können. Pferde spüren sofort, wenn der Coach emotional nicht präsent ist. Deshalb braucht ein Coach, der in der Trauerarbeit mit Pferden tätig ist, eigene Verarbeitung, Stabilität und Klarheit.
Wie läuft eine Trauer-Einheit mit Pferden ab?
Die Einheiten sind individuell und folgen dem Tempo des trauernden Menschen. Oft beginnt es mit Atemregulation, Kontaktaufnahme über Nähe und Distanz, Wahrnehmungsarbeit im Körper und dem Beobachten der Pferdereaktion. Danach öffnen sich innere Räume, die oft lange verschlossen waren – ohne Zwang, ohne Gesprächstherapie, sondern durch das Zusammenspiel von Körper und Pferdepräsenz.