Liebe Leserin und Leser,
weißt Du, was eine der wichtigsten Quellen von Missverständnissen ist? Dass wir denken, wir hätten etwas gehört – dabei haben wir es in Wirklichkeit nur so verstanden. Das sind nämlich zwei völlig unterschiedliche Vorgänge: Wenn wir hören, dann ist das Physik. Schallwellen treffen aufs Ohr und so weiter. Wenn wir aber verstehen, dann spielen da viele Faktoren eine Rolle: Sprache und Sprachkenntnis, Kultur und Erfahrungen und unsere Erwartungen.
Ich will da gar nicht in die sprachwissenschaftlichen Details eintauchen. Was ich sagen will ist: Zuhören ist nicht einfach nur ein passiver Vorgang. Wenn wir die Erwartung haben, dass jemand arrogant ist, dann wird auch alles, was er sagt, für uns arrogant klingen. Wenn wir erwarten, dass jemand nett und humorvoll ist, dann finden wir die gleichen Aussagen vielleicht eher witzig. Darüber gibt es einige interessante wissenschaftliche Studien! Oft sind wir uns dessen gar nicht bewusst und stehen uns dann manchmal sogar selbst im Weg! Das gilt übrigens auch für das Lesen von Emails, SMS, WhatsApp-Nachrichten etc..
Der Unterschied zwischen Hören und Verstehen
Wir können ja nicht genau wissen: Was hat jemand gemeint, wenn er etwas sagt? Deshalb interpretieren wir. Wenn jemand auf Chinesisch etwas zu uns sagt und wir sprechen kein Chinesisch, dann ist das schwer. Aber der Tonfall kann uns schon mal einen Anhaltspunkt geben. Wenn wir eine E-Mail auf Deutsch lesen, dann verstehen wir die Wörter – dafür fehlt aber wiederum der Klang der Sprache.
Oft klappt das mit dem Interpretieren natürlich ganz gut. Deshalb bemerken wir auch kaum, dass wir es tun. Wenn wir dann jemanden falsch verstehen, dann schieben wir ihm oder ihr oft die Schuld zu. Aber so einfach ist das natürlich nicht. Wenn dich etwas irritiert oder aufregt, dann hilft es also oft, wenn Du Dich einfach fragst: Habe ich das gerade gehört oder verstanden? Was haben meine Erwartungen damit zu tun?
Zuhören kann man trainieren
Zuhören und Verstehen ist auch für die persönliche Freiheit wichtig: Du erkennst dabei, welche unterbewussten Erwartungen Du hast, welche Vorurteile und festgefahrenen Denkreflexe. Und Du kannst lernen, damit umzugehen. Ich habe persönlich tolle Erfahrungen damit gemacht, Zeit mit Pferden zu verbringen. Sie kommunizieren völlig anders als wir Menschen und wir müssen erst lernen, sie zu verstehen. Dabei habe ich auch viel darüber gelernt, was Verstehen überhaupt bedeutet: aufmerksam zuhören und beobachten, sich in den Gegenüber hineinzuversetzen und seine Interessen, Wünsche und Absichten zu verstehen.
Gleichzeitig kann ich mich bei den Pferden von meinen Denkreflexen lösen, die ich unterbewusst mein Leben lang trainiert habe. Denn die funktionieren hier nicht – und so habe ich auch gelernt, Menschen wieder anders und besser zu verstehen. Und das ist eine tolle Erfahrung, nicht nur mit den Menschen, sondern auch mit den Pferden: Über das Verstehen einen Kanal des Austauschs herzustellen, der nicht an der Oberfläche der Wörter stehenbleibt.
Probiere es aus, trainiere es und du wirst sehen, dass sich dadurch extrem viel in deiner zukünftigen Wahrnehmung und Kommunikation verändern wird! In deiner Kommunikation mit Pferden und auch mit Menschen!
In meiner Ausbildung zum Pferdegestützten Coach ist das Thema Kommunikation mit Pferden und Menschen natürlich auch ein riesengroßes Thema!
Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen, die du mir gerne berichten kannst!
LG
Deine Franziska